Krankenhaus der Republik

Mai 2015

Gestorben wird immer, oft und viel, nur nicht hier. Wäre ja auch ein Skandal wenn auf dem Geländes des Krankenhauses der Republik jemals ein Leichenwagen zu sehen gewesen wäre. Wer sich hier behandeln lassen wollte der brauchte einen Ausweis mit Passfoto und Stempel, ohne diesen ist man nicht mal auf das Gelände gekommen. Zusätzlich war es von großem Vorteil in einer Partei zu sein und so wenig Verwandtschaft im Westen zu haben wie möglich. Diese und noch einige andere Vorrausetzungen brachten einen Aufenthalt in einem Einzelzimmer mit Hotelcharakter, Versorgung mit Erster-Klasse-Medizin, frische Südfrüchte und Farbfernseher auf dem Zimmer.

Für die stationäre Behandlung standen die modernsten diagnostisch-therapeutischen Geräte zu Verfügung die es zu dieser Zeit gab. Auch über die benötigten Medikamente musste man sich keine Sorgen machen, was nicht vorhanden war wurde einfach per Stasi Kurier besorgt. Als normaler Bürger wurde man hier jedoch trotzdem nicht behandelt, man musste schon Regierungsmitglied, Diplomat oder Staatsgast sein. Was Gerücht und Wahrheit ist lässt sich heute jedoch schwer sagen, geredet wird über die Zeit nicht gern.

Der Schwierigkeitsgrad um in das Krankenhaus zu kommen hat sich in den letzten Jahren etwas verändert, oben genannte Faktoren spielen heute jedoch weniger eine Rolle. Das Gelände ist immer noch gut umzäunt, regelmäßig besucht vom Wachschutz und zusätzlich mit Geräusch- und Bewegungsmeldern gesichert. Sich in so einem riesigen Komplex zurecht zu finden ist gar nicht so einfach. Die vielen kleinen und großen Details müssen erst einmal gefunden werden, was bei dem ansonsten sehr schlechten Zustand des Gebäudes gar nicht so einfach war.

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