Kirchenruine Wachau

“… die Kirche ist ein Kunstwerk, nur leider ist an manchen Tagen die Akustik nicht gut.” Ferdinand W. Weinschenk

April 2013

Zu Anfang des 19. Jahrhunderts fand im Südraum von Leipzig die Völkerschlacht statt, die als Entscheidung der Befreiungskriege gilt und zur Niederlage Napoleons führte. Das kleine Dorf Wachau wurde dabei im Zuge schwerer Gefechte stark in Mitleidenschaft gezogen, wodurch auch die damalige Dorfkirche zerstört und schließlich abgerissen werden musste um eine neue Kirche zu erbauen. So wurde 1860 ein Architekten-Wettbewerb ausgerufen, den der Leipziger Konstantin Lipsius mit seinem neogotischen Entwurf gewann. Zur damaligen Zeit war er einer der bedeutendsten Kirchenbaumeister.

Nach zwei Jahren Bauzeit konnte die Kirche am 26. November 1867 eingeweiht werden, doch ihr sollte kein gutes Schicksal beschieden sein. Im selben Jahr stürzten bereits bei orkanartigen Stürmen alle vier Fialen (Spitztürmchen) herunter. Im Verlauf des Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche weiter stark beschädigt. Nachdem man bereits die Kirchenglocke an die deutsche Rüstungsindustrie abgegeben musste, zerstörte 1943 eine britische Luftmine einen großen Teil des Kirchenschiffs. Zwei Jahre später wurde der Turm und die Sakristei bei einem amerikanischen Luftangriff durch Brandbomben erneut getroffen.

In der Folgezeit wurde mangels Geld und der kirchenfeindlichen Haltung der DDR keine Restaurationsarbeiten vorgenommen. Bis 1956 fanden jedoch Trauungen und Taufen statt. Nach einem Blitzeinschlag mussten jedoch die Reste des Turms wegen Einsturzgefahr abgerissen werden. Die Trümmer wurden dazu einfach in das Kirchenschiff geschüttet wodurch die Ruine jahrelang nicht genutzt werden konnte.

Seit 1989 steht die Ruine unter Denkmalschutz und wurde durch Fördermittel geräumt und teils saniert. So konnte die Kirchenruine nach 130 Jahre nochmals eingeweiht werden. Heute wird sie bei schönem Wetter in den Sommermonaten wieder für Gottesdienste genutzt. Ein Besuch der romantischen Ruine lohnt sich bei schönem Wetter trotzdem. Mit den vielen äußerlichen Verziehrungen und den kleinen Details macht die Kirche trotz fehlen des Turm und Daches einen immer noch imposanten Eindruck. Leider war sie an diesem Tage verschlossen, ich hätte ja zu gern mal einen Blick hinein geworfen.